Der Eigenbau    
       
  anfängliche Überlegungen:  

Wie genau die Idee entstand, eine Schneekanone selbst zu bauen, ist mir heute nicht mehr in Erinnerung. Jedenfalls stand der Gedanke irgendwann im Raum. Dazu kam dann meine Abneigung gegenüber "freistehenden Gedanken" und so begannen die ersten Überlegungen.

Als größtes Problem erwies sich die Wasserzerstäubung. Schließlich liegen bei unserem Projekt ganz andere Rahmenbedingungen vor, als dies im Vorbild der Fall ist. So läßt sich im Hausgebrauch z.B. das Wasser kaum kühlen. Zwar kann man von der Wasserleitung einen langen Schlauch frei auslegen, doch auch damit ist die optimale Kühlung nicht erreichbar. Dann muß eine relativ große Wassermenge fein zerstäubt werden. Im Vorbild geschieht das zumeist mit hohen Wasserdrücken. So kam auch bei uns der Gedanke auf, feine Düsen zu verwenden. Nach reiflicher Überlegung erwies sich aber auch das als nicht praktikabel. Die Drücke, die man mit "erschwinglichen" Mitteln erzeugen kann, sind ungeeignet. Entweder, sie sind zu gering (Wasserleitungsdruck), oder viel zu hoch (Hochdruckreiniger). Da wir für die Hochdruckvariante keine Düsen finden konnten, mußten wir aus auf die Niederdruckvariante stürzen. Unsere erste Überlegung, zur Zerstäubung Edelstahldüsen aus Heizungsbrennern anzuwenden scheiterte damit.

Von unseren Überlegungen angestachelt, bastelte Max Bachteler an einem kalten Tag mit einem Pflanzensprüher herum, den er vom Balkon aus Sprühen ließ. Es ergab tatsächlich etwas Schnee (die Bedingengen müssen sehr gut gewesen sein, normalerweise geht dieses beliebte Experiment schief). Diese Variante gefiel uns zwar nicht, brachte jedoch frischen Wind in die Sache. Der Gedankensprung vom Pumpsprüher zur Preßluftlackierpistole war nicht mehr weit. Da wir beide (Torben und Claus) im Besitz eines Kompressors sind, konzentrierten sich die Experimente nun auf die Lackierdüsen. An kalten Tagen konnte mit dieser Methode tatsächlich unter Verwendung eines kleinen Ventilators Schnee erzeugt werden. Betreibt man die Düsen noch mit einem leichten Wasserdruck (4bar) und voller Kompressorleistung (10bar), so kommen durchaus akzeptable Schneemengen zustande. Zudem läßt sich mittels Düsennadel an jeder Düse einzeln die Wassermenge verstellen.

 
    Nun ist es jedoch nicht im Sinne des Erfinders, daß man ständig einen Ventilator in einer Hand halten muß und die Lackierpisteole in der anderen. Die Düsen bekommt man in Baumärkten einzeln, eine ganze Lackierpistole zu verwenden, erschien und erstens zu teuer und auch optisch an der Maschine ziemlich lächerlich. So besorgten wir uns also vier einzelne Düsen und ich drehte aus Aluminiumklötzen in einigen Mittagspausen nach eigenen Plänen die Düsenstöcke und Verteiler für Wasser und Preßluft, die sich sogar als recht praktisch erwiesen.  
         
    eine einzelne Waserdüse mit Düsennadel und Mischkopf  
       
    ein Düsenstock mit Dichtring und eingeschraubter Wasserdüse  
       
    fertiger Düsenstock mit Mischkopf. Mit den vier Gewindebohrungen wird später eine eine Abdeckplatte verschraubt, die die Düse festhält.  
       
Nun waren die Düsen fertig, doch Gebläse hatten wir keines. Hier sorgte ein Blick in das "Sortiment" von EBay für Abhilfe. Ein 40cm Industriegebläse war schnell gefunden. Der Lüfter präsentierte sich beim Auspacken zwar als recht verschmutzt, aber als sehr stabil gebaut und außerdem auch noch recht schwer. Leider war der Motor zu schwach, um einen Luftstrom zu erzeugen, wie wir ihn uns gewünscht hatten. Torbens Lager an ausrangierten Elektromotoren gab jedoch die geeignete Maschine her. Ein 500W-Motor aus einer Spülmaschinenpumpe, der mittels Steinmetzschaltung für den Betrieb mit 230V-Wechselspannung tauglich gemacht wurde. Zwar hatte er eine völlig andere Welle, als der Originalmotor, doch auch hier half wieder die Benutzung der Drehmaschine in der Mittagspause. Die Preßbuchse für die Aufnahme des Spülmaschinenmotors war schnell in die Nabe des Lüfters eingesetzt. Das daraus entstandene Gebläse erstaunte uns gleich in mehrfacher Hinsicht. Die nachträglich eingebaute Preßbuchse erwies sich als ausgesprochen laufruhig. Das große Gebläse erzeugte mit dem "neuen" Motor einen überraschend starken Luftstrom, wenn auch unter beachtlicher Geräuschentwicklung. Ein kleiner Probelauf in der Werkstatt hatte schnell zur Folge, daß einige Farbbüchsen herumflogen.  

Schweißen und Flexen am Rahmen, rechts oben schon mit angeschweißtem Podest für den Gebläsemotor

 

 

Fertig!

Komplett angeschlossen - die ersten skeptischen Blicke. Das war nachts um 23:30.

 

Nun waren die schlimmsten Hürden genommen. Das Schutzgitter aus dem Originalgebläse wurde auf den neuen Motor montiert und das Gebläse war fertig.

Was nun folgte, war zwar konstruktiv nicht mehr besonders aufwendig, dafür aber für unsere Beobachter um so spektakulärer. Aus Vierkantrohr wurde ein Rahmen geschweißt. Darin fand ein zusammengeklebtes Rohr aus GFK Platz, das mit dem Rahmen verschraubt wurde. Diese Konstruktion zeigte zu unserer Überraschung eine erstaunliche Stabilitiät. Vorne wurden vier Aufnahmen geschweißt, in die die Düsenstöcke mit zwei Schrauben eingesetzt wurden. Nun sind die Düsen schwenkbar und können dadurch ideal dem Luftstrom des Gebläses angepaßt werden. An der Rückseite schweißten wir einen Bock an, der den Motor trägt. Letzterer ist auch noch über das Schutzgitter mit dem Rahmen verschraubt.

   

Bilder vom ersten Probelauf

Betrieb mit voller Gebläseleistung. Bei lärmempfindlichen Nachbarn nicht empfehlenswert!

 

Nun war das Schlimmste geschafft. Die Schläuche konnten eingezogen werden. Allerdings mußten wir nach der Verbindung der Wasser- und Preßluftleitungen über unser skurriles "Kunstwerk" doch lachen. Mit einer Schneekanone hat das - zumindest optisch - nicht mehr viel gemein.

Dieser Rohbau konnte nun einem ersten Probelauf unterzogen werden. Dieser diente allerdings nur zur Untersuchung, ob das Sprühbild unseren Erwartungen entsprach. Zur Produktion von Schnee war es leider zu warm.

Der Probelauf zeigte allerdings, daß der Luftdruck nicht ausreichte. Der vorhandene 350er Kompressor lief mit unserem Gerät gerade noch bei 2bar. Das war entschieden zu wenig. Selbst, wenn man unsere beiden Kompressoren parallel schaltet (was durch einen eigens für diesen Zweck angefertigten Anschlußblock möglich ist), dann geht der Luftdruck an den Düsen auch nicht über 4bar hinaus. Es mußte also ein größerer Kompressor her. Viel Geld wollten wir nicht ausgeben, aber er sollte für Dauerlauf geeignet sein und mindestens 1000 Liter pro Minute Ansaugleistung haben.
Normalerweise eine nicht zu erfüllende Sache.
Aber wir haben auch das geschafft. Im April 2002 kauften wir einen Kompressor, der auch ausreichen würde, zwei große Originalschneekanonen zu versorgen.
der neue Kompressor, klein und handlich ;-)
     

Die Dimensionen dieser Maschine lassen sich ganz einfach verdeutlichen. Ein normaler Baumarkt - Kolbenkompressor hat etwa eine Ansaugleistung von 200 Liter pro Minute und erreicht einen Spitzendruck von 8bar. Die Motoren in diesen Geräten haben typischerweise 1,5kW.
Unser Gerät unterscheidet sich davon grundlegend.
Erstens: Die Maschine ist für Dauerlauf geeignet. Das macht schon viel aus.
Zweitens: Die Leistungsdaten überzeugen auch den größen Skeptiker. Die E-Maschine hat 18kW, Ansaugleistung pro Minute: 2,5 Kubikmeter und 17bar Maximaldruck nach dem Kältetrockner. Damit läßt sich schon etwas anfangen.
Nur leider ergibt sich mit dem Kompressor ein leichtes
(aber nur ein leichtes) Transportproblem.
Die Maschine hat über 300kg.

... eine der wenigen Möglichkeiten, dieses Gerät zu transportieren    
Ein Blick von oben in den geöffneten Kompressor. Unten ist der Motor mit dem Lüfter zu sehen,
darüber liegt der Verdichter. Hinten kann man den Kühler erkennen
 
     
     
Claus und Torben